Schon sehr früh, nämlich im Jahre 1907 gab es in Reichenfels eine Sängerrunde. Anlass war die Silberhochzeit des damaligen Bürgermeisters Johann Weinberger. Chormeister dieser Runde, die aus verschiedenen Gründen nicht sehr lange bestand, war der Lehrer Anton Stepanek. 1912 wurde wieder eine Sängerrunde gegründet und Max Pacher als Chormeister auserkoren. Zum Obmann wurde damals der Lehrer Anton Mikutta gewählt. Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 wurde die Runde aufgelöst, da fast alle Sänger einrücken mussten.
Nach dem Krieg, als sich das Leben wieder normalisierte, äußerten einige den Wunsch, einen Gesangsverein zu gründen. Anlässlich eines Aufenthaltes des Männergesangsvereines der Kamm- und Fächermacher aus Wien wurde der MGV Reichenfels mit anfangs 7 Mitgliedern, aber bereits eigenen Statuten, ins Leben gerufen. Der 7.August 1921 gilt als das offizielle Gründungsdatum. Thomas Achatz, damals Postmeister in Reichenfels, war die treibende Kraft und wurde dafür 1924 zum ersten Ehrenmitglied ernannt. Gründungsobmann war der Förster Ludwig Polzer, Chormeister der Organist Max Pacher. Die erste Veranstaltung war eine Sylvesterliedertafel am 31.12.1921 im Gasthaus Weinberger, zu der aber nur Angehörige der Vereinsmitglieder Zutritt hatten. Bis zum Jahr 1938 herrschte rege Gesangstätigkeit, was durch zahlreiche Sängerfahrten und Liederabende bekundet ist. Auch wurden viele Hochzeiten und Begräbnisse gesanglich umrahmt. Von 1938 bis 1950 verstummte der Gesang in Reichenfels, der 2.Weltkrieg forderte seinen Tribut.
Die Initiative zur Neugründung ergriff Dr. Gerhard Weinberger, gemeinsam mir Altobmann Ludwig Polzer. Da sich Max Pacher nicht mehr zur Verfügung stellte, wurde in der Person von Hans Gsodam ein neuer Chormeister gefunden. Nach Ausgabe eines Postwurfes meldeten sich an die 30 Männer zum MGV und Ende Oktober 1950 wurde der Probenbetrieb aufgenommen. Im Jahre 1953 wurde auch bereits eine Fahnenweihe durchgeführt. 1955 konnte nach einigen Zwistigkeiten Direktor Schwärzler aus Bad St Leonhard als Chorleiter gewonnen werden.
1956 schließlich wurde auf Grund von Männermangel dem MGV ein Gemischter Chor angeschlossen. Nachdem Direktor Schwärzler 1961 seine Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, wurde nach einer kurzen Durststrecke, mit Manfred Gartner aus Wolfsberg ein neuer Chorleiter gefunden. Im Herbst 1962 kam das endgültige Aus. Erst zwei Jahre später, im Jahre 1964, wurde unter Obmann Dipl.-Ing. Johann Weinberger der Gemischte Chor wieder belebt. Das Amt des Chorleiters übernahm Hans Steinkellner vlg. Kraß, der aber anfangs krankheitsbedingt länger abwesend war. In dieser Zeit leitete Gretl Lichtenegger die Proben samt Auftritten. Dem aufstrebenden Fremdenverkehr zur Folge war der Chor ein fixer Bestandteil des Lavanttaler Lebens und ein Höhepunkt war sicher die Veranstaltung des Gausingens im Jahre 1971. Sogar ein überdachter Tanzboden im Hirschenwirtgarten wurde aus diesem Anlass gemeinsam von allen Vereinen errichtet.
Josef Zotter, von 1967 bis 1981 mit kurzer Unterbrechung Obmann des Vereines war ein lustiger Mensch, der viele Sängerausflüge und Gastbesuche organisierte. Ihm folgte Gustl Steinkellner nach, der mit 23 Jahren der längst dienende Obmann der Chorgeschichte war. Auf seine Initiative hin wurde die Sängerfahne restauriert und 1988 neu geweiht. Ein Jahr später wurde mit dem Gausingen das bislang größte Fest für den Verein durchgeführt.
Daneben war der alljährliche Sängermaskenball eine fixe Veranstaltung, der erst in der jüngsten Zeit aus Mangel an Maskierten nicht mehr abgehalten wird.
Im Jahre 1990 folgte Johann Schiwitz dem scheidenden Chorleiter Hans Steinkellner nach, der viele Jahre ein Zugpferd des Chores war und großen Einsatz an den Tag brachte. Es folgten sehr abwechslungsreiche Jahre mit diversen Sängerausflügen, einmal sogar bis in das südöstlichste Kroatien in die Gegend von Osijek. Auch wurde der Männerchor als Teil des Gemischten Chores wieder reaktiviert. Gesungen wird bei Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Begräbnissen oder Konzertabenden in allen möglichen Formationen. Das die Männer gut singen können, spiegelt sich unter anderem in Auftritten in der UNO-City in Wien oder bei der Bundesrinderzuchtschau in Maishofen/Salzburg wieder.
Aber auch die Frauen wurden initiativ und singen seit einigen Jahren unter Chorleiterstellvertreterin Barbara Uckermann-Pirker, was bei den Konzertabenden eine sehr gute Ergänzung darstellt. Da der Gemischte Chor Reichenfels ein sehr lustiger „Haufen“ ist wird er auch gerne von anderen Chören eingeladen. Beispielsweise wurden einmal mit dem MGV Trieben zwei gemeinsame Konzertabende gestaltet, ein andermal beim Chorwettbewerb des ORF Kärnten mitgemacht. Natürlich sind die Reichenfelser auch meistens bei den Letzten, sei es bei einem Gausingen oder bei Liederabenden von befreundeten Chören.
Ein Höhepunkt für alle Sänger/innen war aber sicher das Mitwirken an der ORF-Sendung „Klingendes Österreich – Packalpe, einsame Schönheit“ im Herbst 2005. Dies war auch das Jahr in dem Langzeitobmann Gustl Steinkellner seine Funktion zurücklegte. Auf seinen Wunsch hin übernahm Walter Freigassner dieses Amt und eine der ersten Tätigkeiten des neuen Obmannes war, seinen Vorgänger zum Ehrenobmann zu ernennen.
Da 2006 das 50-Jahr Jubiläum gefeiert wird, produzierte der Chor über den Winter den ersten Tonträger mit dem Titel „stimmig“, welcher die Vielseitigkeit des Vereins eindrucksvoll unter Beweis stellt. Neben dem Gemischten Chor, dem Männerchor und dem Frauenchor wurden 4 gemischte Quartette und zwei Männerquartette zusammengestellt, welche alle ein Lied zum Besten gaben.
Am 7. April 2008 verstarb unser Ehrenobmann Gustl Steinkellner. Jeder, der Ihn kannte, weiss, welche Lücke sein plötzliches Ableben im Chor hinterließ. Sein Geist lebt in seinem Chor weiter.
Momentan singen im Chor 12 Frauen und 5 Männer.